Alltägliches (268)

Heute Morgen vor der Gelataria
da Lorenzo in der Largo do Phelps.
Über den Tassenrand geblickt

Der zweite Sonntag nach meiner Rückkehr auf die Blumeninsel Madeira: Nach sieben Monaten in Hotels, Hostels, Pensionen, immer mit meinen Koffern im Schlepptau, erst auf Madeira, dann in Deutschland, schließlich in Obdachlosenheimen mit einigen netten Leuten und einigen, deren Leben sich nur noch um die Beschaffung von Alkohol und Rauschgift dreht. 

Meine Wege mögen von März bis November verschlungen gewesen sein, weil mein Vermieter RB Living aus Funchal irgendwann meinen Mietvertrag verschlang, um sich nicht mehr an ihn halten zu müssen, doch sie führten mich auch zu neuen Erfahrungen. Die ich mit einer psychisch kranken 24-Jährigen machte, die sich mir im Obdachlosenheim vorsichtig näherte. Sie fasste immer mehr Vertrauen, wurde seltener von inneren Stimmen geplagt und veranlasste mich zu der Veröffentlichung der Broschüre "Eta und das verlorene Mädchen", die ich auch verfasste, weil ich mich oft fragte, wer denn nun psychisch kranker ist. Alle, die nicht über den Tassenrand schauen können, sind wohl besonders dafür geeignet, den Kranken den Rang abzulaufen. 

Lisa hat von mir vor der Abreise ein Handy bekommen, sie kann sich jederzeit bei mir melden. Mein ehemaliger Vermieter Robert B. von RB Living sollte das tunlichst unterlassen. Bei ihm arten Kontakte zu oft in Belästigungen aus. Wie an meinem ersten Sonntag nach meiner Rückkehr. 

An unserem letzten Abend im Obdachlosenheim kuschelte sich Lisa bei mir an und sagte: "Jetzt ist Eta im Himmel."


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