Alltägliches (269)

Kreuzfahrtschiffe machen
viele Pausen. Foto: Tjaden
In Funchal verboten sind Lieder wie "Ein Schiff wird kommen und bringt mir den einen"...

Heute: "Norwegian Star" (2348 Passagiere), "Aida Cosma" (5300 Passagiere): Taxifahrer, Erfinder von originellen Fortbewegungsmitteln und Prospektverteiler sind fast täglich die ersten, die auf dem Platz vor dem Cristiano-Ronaldo-Museum andere Gesichter als gestern sehen. Sie nähern sich von Westen. Platz für Zerstreuung gibt es noch nicht. Der Bürgersteig ist zwar breit, aber auf der anderen Straßenseite steht eine Felswand, bis der Katharinenpark beginnt.

Der Versuch, in acht oder zehn Stunden eine Stadt wie Funchal kennenzulernen ist zwar vergeblich, wird aber immer wieder unternommen. Für den "Norwegian Star" ist Funchal der zweite Hafen in 13 Tagen, für die "Aida Cosma" der zweite Hafen in sieben Tagen. Da bleibt nur: Gruppen bilden, keine Zeit verlieren, Hüte tragen, Sonnenbrillen schützen auch. Wer etwas mehr sehen will, nimmt einen der bunten Reisebusse, die an der Avenida do Mar zu eineinhalbstündigen Rundfahrten einladen. 

Bei Sonnenschein mit dem Taxi fahren, scheint mir eher etwas für empfindliche Leute zu sein, die schnell einen Sonnenbrand kriegen, dafür aber nie Platzangst haben. Die anderen biegen zu Fuß von der Avenida do Mar zum Zarco-Denkmal ab. Die meisten sind gegen 10 Uhr dort. Auch sonst kann man nach den Kreuzfahrtschiffspassagieren die Uhr stellen, um 14 Uhr sind sie einige Kilometer weiter in der Altstadt. Über ihnen schweben Gondeln zum Monte. Die sind bestimmt schon oft fotografiert worden, weil fast alle ihre Kameras schräg nach oben halten. 

Gegen 16 Uhr kehrt auf die Avenida do Mar zurück, was auf die Kreuzfahrtschiffe gehört. Der Kapitän sorgt mit der Sirene dafür, dass niemand zu weit läuft. 

Alltägliches (267)

Manchmal ganz schön 
abwechslungsreich.
Foto: Heinz-Peter Tjaden

Zu viel Abwechslung 

19. November 2023. Abwechslung kann einem Aufenthalt auf Madeira nicht schaden. Man kann sie aber auch übertreiben. Wie "Continente" bei der Preisgestaltung. Ein Becher zum Aufbrühen kostet von einem Tag auf den anderen nicht mehr 1,49 Euro, sondern 2,30 Euro. Auch bei anderen Waren muss man in diesem Supermarkt aufpassen, sonst bezahlt man an der Kasse fast das Doppelte wie vorher.

Auch bei der Tasse Kaffee zum Stück Kuchen kann es solche Preissprünge geben. Zum Beispiel in der Altstadt in Funchal. Mit dem neuen Personal kam die Verblüffung, die neue Mitarbeiterin war mit dem bisherigen Preis nicht zufrieden, sie verlangte 1,80 Euro statt 80 Cent. Dafür entschuldigte sich der Chef am Tag darauf bei mir. 

In der Gelataria italiana da Lorenzo dagegen freue ich mich jetzt schon auf den nächsten Samstag. Dann bekomme ich meinen morgendlichen Kaffee umsonst. Denn als Stammgast habe ich nun eine Bonus-Karte: Auf der stehen die Zahlen 1 bis 9, dann heißt es "gratis". 

25. November 2023. Heute Morgen habe ich meinen Gratis-Kaffee genossen. Auch "Continente" kam mir preislich entgegen, zwar nicht so weit wie Lorenzo, aber doch beachtlich: Die Tüte mit fünf Mini-Hörnchen kostete nicht mehr 1,49 Euro, sondern 1,09 Euro . 

Alltägliches (266)


Alltägliches (268)

Heute Morgen vor der Gelataria
da Lorenzo in der Largo do Phelps.
Über den Tassenrand geblickt

Der zweite Sonntag nach meiner Rückkehr auf die Blumeninsel Madeira: Nach sieben Monaten in Hotels, Hostels, Pensionen, immer mit meinen Koffern im Schlepptau, erst auf Madeira, dann in Deutschland, schließlich in Obdachlosenheimen mit einigen netten Leuten und einigen, deren Leben sich nur noch um die Beschaffung von Alkohol und Rauschgift dreht. 

Meine Wege mögen von März bis November verschlungen gewesen sein, weil mein Vermieter RB Living aus Funchal irgendwann meinen Mietvertrag verschlang, um sich nicht mehr an ihn halten zu müssen, doch sie führten mich auch zu neuen Erfahrungen. Die ich mit einer psychisch kranken 24-Jährigen machte, die sich mir im Obdachlosenheim vorsichtig näherte. Sie fasste immer mehr Vertrauen, wurde seltener von inneren Stimmen geplagt und veranlasste mich zu der Veröffentlichung der Broschüre "Eta und das verlorene Mädchen", die ich auch verfasste, weil ich mich oft fragte, wer denn nun psychisch kranker ist. Alle, die nicht über den Tassenrand schauen können, sind wohl besonders dafür geeignet, den Kranken den Rang abzulaufen. 

Lisa hat von mir vor der Abreise ein Handy bekommen, sie kann sich jederzeit bei mir melden. Mein ehemaliger Vermieter Robert B. von RB Living sollte das tunlichst unterlassen. Bei ihm arten Kontakte zu oft in Belästigungen aus. Wie an meinem ersten Sonntag nach meiner Rückkehr. 

An unserem letzten Abend im Obdachlosenheim kuschelte sich Lisa bei mir an und sagte: "Jetzt ist Eta im Himmel."