Alltägliches (284)

Titelstory 20. 3. 24

Der ewige Sieger und die suggestiven Fragen

Womit niemand gerechnet hat, passiert heute bei den rechten Sozialdemokraten Madeiras. Parteichef Miguel Albuquerque muss sich in seiner eigenen Partei einem Gegenkandidaten stellen. Für die Presse ein gefundenes Fressen. Auf vier Seiten schickt das "Jornal da Madeira" den Amtsinhaber und Manuel Antonio in den Interview-Ring.

Und damit Albuquerque es nicht zu schwer hat, stellt man ihm Fragen, die sich selbst beantworten. Was sich für einen seriösen Journalisten eigentlich verbietet. Ein Beispiel: "Hatte diese gerichtliche Untersuchung politische Gründe?" Die dem Parteivorsitzende in den Mund gelegte Antwort: "Ja, das hat es auf jeden Fall." Dummerweise fügt Albuquerque hinzu: "Viele der anonymen Meldungen erfolgten ueber das Internet."

Dass die Presse eher von Ermittlungsverfahren erfährt als der Betroffene, ist nicht nur auf Madeira üble Gewohnheit geworden. Die Unschuldsvermutung bis zum Urteil ist nur noch Wunschdenken. Fast schon ein Musterbeispiel ist die Kampagne der "Bild"-Zeitung gegen den damaligen Bundespräsidenten Christian Wulff. Die Staatsanwaltschaft von Hannover packte derart der Ehrgeiz, dass sie über 100 Ermittler einsetzte, um zu beweisen, was "Bild" teilweise nur erfunden hatte.

Da Wulff nicht das Stehvermögen von Miguel Albuqerque hatte, stimmte er Klagelieder an und ging zu seiner eigenen Beerdigung. Dieser Satz wäre ihm nie eingefallen: "Ich bin der Garant eines Siegers, mit einer Erfolgsgeschichte seit 2014." Das erinnert aber auch schon an den sozialistischen Realismus in der 1989 untergegangenen Deutschen Demokratischen Republik (DDR): "Schildere die Wirklichkeit nicht so wie sie ist, sondern so wie sie sein sollte."

Alltägliches (285)


1 Kommentar:

  1. Das Ergebnis: Miguel Albuquerque: 2246; Manuel António Correia: 1854 Stimmen

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