Alltägliches (286)

Mein Fahrrad habe ich
vermietet. Foto: Tjaden
Mein letzter Vormittag in der Altstadt von Funchal

27. März 2024. Ein letztes Mal schlendere ich mit meinem Fahrrad durch die Altstadt von Funchal. Antonio vom Restaurant O'Regional fragt mich, wo ich mein Fahrrad lasse, wenn ich in Deutschland bin. Sofort bietet mir ein Kollege einen Lagerraum an. Ich solle am Nachmittag wiederkommen, sagt er. Antonio hofft, dass ich im November wieder da bin.

Ich schlendere weiter und biete mein Rad zum Kauf an. Ein Kellner aus Nepal schlägt mir vor, dass er mein Rad mietet. Dafür gibt er mir 20 Euro, außerdem lädt er mich zu einem Essen und Kaffee ein.

20 Euro habe ich schon lange nicht mehr in der Tasche gehabt. Ich frage einen Kellner mit gelbem T-Shirt nach einem Zigarettenautomaten. Den gibt es in seinem asiatischen Lokal nicht. Er nimmt meinen Zehn-Euro-Schein und eilt davon. Mit portugiesischen Zigaretten zu 4,60 Euro kehrt er zurück. Er gibt mir 40 Cent wieder. Ich erkundige mich nach den fehlenden fünf Euro. Die hat er angeblich verloren...

Auch heute bin ich wieder früh aufgestanden, um im Haus zum Schutz der Armen zu frühstücken. Vorher rief ich das Kontaktformular der Stadt Burgdorf bei Hannover auf, wo ich nach meiner Flucht vor einem kriminellen Vermieter als ehemaliger Lokalredakteur im März vorigen Jahres gelandet war, bevor ich ein zweites Mal versuchte, auf der Blumeninsel heimisch zu werden. Ich erkundigte mich nach dem Verbleib meines online gestellten Antrags auf Gewährung eines Kredites, auf den ich bisher keine Antwort bekam. Auch beim deutschen Konsulat in Funchal hatte ich mich nach dieser Möglichkeit erkundigt, ohne jemals eine Antwort zu erhalten. Darüber beschwerte ich mich inzwischen beim deutschen Außenministerium. 

Zur Abwendung einer Obdachlosigkeit sind deutsche Sozialämter zur Hilfe verpflichtet. Meine Rente reicht nicht aus, um die restlichen Hotelkosten, den Flug, die Miete für mein neues Zuhause, das ich ab Freitag habe, und den Lebensunterhalt im April zu begleichen. Deswegen kann ich nicht verstehen, warum ich nicht einmal eine Auskunft bekomme. Ich habe eine Echtzeitüberweisung beantragt und schicke auch diesen Text an Konsulat und Stadt Burgdorf.

In diese Notlage gebracht worden bin ich im Dezember 2023, als ich bereits eine preiswerte Wohnung in Monte auf Madeira gefunden hatte, meine Rente aber nicht bekam. Über den Grund schwieg sich die deutsche Rentenversicherung bis heute aus, mein Vermieter aus Monte sprang wieder ab, weil er mir nicht glaubte, dass jemandem aus Deutschland dergleichen passieren kann. Bis Januar warten wollte er nicht. Seitdem war ich stets auf Hotelsuche und fand zwei tolle, die mir halfen.

Auch diesen Text schicke ich per Kontaktformular an die Stadt Burgdorf, obwohl die eigentlich schon alles wissen.

16.55 Uhr. P. S. Soeben habe ich das erste Mal eine mail vom Konsulat bekommen. In Sachen Dr. Nelio Mendonca-Hospital empfiehlt man mir einen Strafantrag, den ich aber schon gestellt habe.

28. März 2024. Das Sozialamt von Burgdorf würdigt mich weiterhin keiner Antwort. Schneller sind manche in den Rathäusern der Kleinstadt, wenn es um kritische Berichte geht. Ein Beispiel

1 Kommentar:

  1. gestern habe ich einen anruf von madeira bekommen. der anrufer fragte mich, ob ich deprimiert bin. da ich von den verantwortlichen des hospitals weder anstand noch ein schlechtes gewissen erwartet habe, bin ich das nicht. ich hoffe nur, dass ich sowas nicht auch in der region hannover erlebe. wahrscheinlich ist das zwar nicht...

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